Endlich ist die Zitterpartie zu Ende. 25 Tage voller Stress und Gefahren hat sie gedauert, die Brutzeit des Sandregenpfeifers am Strand des NSG „Heiligensee und Hütelmoor“, bis die Küken am 18. Juni geschlüpft sind. Es war schon der zweite Brutversuch dieses Paares am Standort, denn das erste Gelege war Mitte Mai zerstört. Jedes Jahr versuchen 2-3 Paare dieser seltenen und in Deutschland vom Aussterben bedrohten Vogelart ihre Gelege am Strand dieses Naturschutzgebietes zu erbrüten, aber nur selten ist ihnen Erfolg beschert, obwohl sie es zwischen April und Juli immer wieder versuchen.
An den extrem dynamischen Lebensraum Meeresstrand sind die Sandregenpfeifer mit ihrer Brutbiologie hervorragend angepasst. Witterungsbedingte Schäden können durch Nachgelege ausgeglichen werden. Die eigentliche Ursache für die heute starke Gefährdung dieser Art liegt in den verloren gegangenen Lebensräumen: nur noch ein winziger Teil der Meeresstrände steht ihr überhaupt noch zur Verfügung. Die allermeisten Strände Europas werden für touristische Zwecke genutzt, wo der Sandregenpfeifer kaum eine Chance auf eine erfolgreiche Brut hat. Naturschutzgebiete, wie das NSG „Heiligensee und Hütelmoor“, würden deshalb zu den letzten Refugien gehören, solange sich die Menschen an wichtige Regeln halten. Dazu gehören die Anleinpflicht für Hunde und der Verzicht auf die Nutzung der höher gelegenen Strandbereiche. Zur Brutzeit sollte in bestimmten Strandabschnitten nur entlang der Wasserlinie gegangen werden.
Doch auch vor dem Hütelmoor haben sich die Bedingungen erheblich verschlechtert. Eine völlig unzureichende Kennzeichnung des Schutzgebietes trägt dazu bei. Seit Jahren versucht der ehrenamtliche Schutzgebietsbetreuer mit Unterstützung des NABU das Stadtforstamt Rostock als zuständige Naturschutzbehörde zu bewegen, hier eine Beschilderung einzurichten, welche die Besucher informiert, auf Verhaltensregeln hinweist und damit hilft, den stark gefährdeten Arten ein Überleben im Naturschutzgebiet zu ermöglichen. Stattdessen finden sich zahllose neue Schilder, die dieses Gebiet für diverse touristische Nutzungen anpreisen. Ein sogenannter „Thalasso-Kurweg“ wurde hier erst kürzlich mit hohem Aufwand und ohne naturschutzfachliche Prüfung eingerichtet. Die Schutzgebietsbeschilderung scheitert angeblich am Geld. Das Angebot des Schutzgebietsbetreuers, die Kosten für eine Beschilderung privat zu tragen, wurde vom Forstamt ignoriert.
Dass dem Sandregenpfeifer am Strand des NSG dennoch eine Brut gelang, ist nicht nur enormes Glück, sondern es ist auch dem unermüdlichen Einsatz mehrerer ehrenamtlicher Naturschützer zu verdanken, die beständige Aufklärungsarbeit vor Ort leisteten und dabei viel positive Resonanz von den Strandbesuchern erhielten. Besonderer Dank gilt hier Frau Ingrid Litterscheid aus Graal Müritz; von ihr erhielt der NABU auch die Fotos des letztlich erfolgreichen Brutpaares.
Weitere Information zu Brut des Sandregenpfeifers entnehmen Sie bitte unserer Pressemitteilung.
Die Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock (HERO) hat als Vorhabenträger von Kompensationsmaßnahmen für die Ansiedlung der Firma Liebherr im Rostocker Hafen mit Baumaßnahmen am Diedrichshäger Moor bei Warnemünde begonnen. Derzeit wird dort die Baustellenzufahrt für umfangreiche Erdarbeiten im Rahmen einer sogenannten „Aufwertung“ des Moores im Sinne des Natur- und Umweltschutzes geschaffen. Der NABU steht diesen Maßnahmen kritisch gegenüber, da sie zwar mit hohen Kosten und Energieaufwendungen verbunden sind, die im Gebiet anstehenden Probleme jedoch nicht nachhaltig zu lösen vermögen. Der Umweltverband hat sich frühzeitig in das Verfahren eingebracht, die naturschutzfachliche Sinnhaftigkeit der planfestgestellten Maßnahmen in Frage gestellt und Alternativen vorgeschlagen, die letztlich aber keine Berücksichtigung fanden. Dass der NABU eine so aufwendige Maßnahme ablehnt, die augenscheinlich dem Naturschutz dienen soll, erscheint ungewöhnlich und erklärungsbedürftig. Wir verweisen deshalb auf unsere Stellungnahmen und Schreiben an das Umweltamt der Hansestadt, aus denen die Kritikpunkte im Einzelnen ersichtlich sind.
Das Hafenforum war als Plattform gedacht, die eigentlich gemeinsam und ergebnisoffen den Planungsablauf im Hafenbereich gestaltend begleiten sollte. Die Naturschutz- und Umweltverbände sehen sich in diesem Gremium aber bewusst außen vorgelassen und halten das Hafenforum nicht mehr dafür geeignet, um eine Hafenentwicklung unter vielfältigen Aspekten vor allem mit Blick auf die Erhaltung eines vielfältigen Landschaftspotenzials zielführend begleiten zu können. Als Konsequenz dessen, hat der NABU die Mitarbeit am Hafenforum beendet.
Die Umweltverbände BUND und NABU sind unzufrieden mit den einseitigen Ergebnissen des Hafenforums Rostock. „Eine Konfliktbewältigung im Sinne einer gemeinsamen Suche der verschiedenen Interessengruppen nach Lösungswegen oder gar deren Umsetzung zeichnet sich nach vier Jahren nicht ab“, resümiert Ralph Emmerich, Vorsitzender des NABU Mittleres Mecklenburg e.V., enttäuscht.
Anlass zur Kritik ist nun eine geplante Veröffentlichung der HERO, mit einer einseitigen unternehmerischen Sicht auf die Hafenentwicklung. Die Umweltverbände sprechen sich gegen die darin vorgeschlagene Nennung der verschiedenen Interessenvertreter des Hafenforums aus, um so dem falschen Eindruck ihres Einverständnisses mit den HERO-Entwicklungsabsichten entgegenzuwirken.