Mit Feuereifer robbt Ada unter den Dünenbewuchs, um auch noch das kleinste Fetzchen Müll herauszuholen. Die Schülerin ist einmal mehr dabei beim alljährlichen September-Küstenputz im Naturschutzgebiet Riedensee, genau wie Altersgenosse Lukas und die 14 müllsammelnden Erwachsenen.
Diesmal galt es am Strand und in den Dünen vor allem, Hinterlassenschaften aus der früheren militärischen Nutzung des Gebiets zu entsorgen. Alte Kabel, die aus dem Sand ragten, rostige
Metallteile - jahrzehntelang hatten sie im Boden gelegen. Stürme, Sturmhochwasser und Küstenrückgang legten sie frei.
Nach 2 Stunden hieß die Bilanz: 21 kg Kabel, 9 kg Schrott, 17,5 kg sonstiger Strandmüll. Insgesamt 47,5 kg, die die Helfer aus dem Gebiet entfernten. Die Gemeinde Bastorf sorgte
dankenswerterweise für die Entsorgung.
Erfreulicherweise ist gerade beim Strandmüll ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen gegenüber den geborgenen Mengen bei vergangenen Aktionen. Die meisten Strandbesucher handeln umsichtig
und nehmen ihre Abfälle wieder mit. Doch manche sind gedankenlos. Kopfschüttelnd hebt Rangerin Clara Erth einen Hundekotbeutel an der Aussichtsplattform beim Riedensee-Durchbruch auf. „Hier
kommt natürlich kein Entsorgungsfahrzeug vorbei, an einem Strand inmitten der Natur.“ Die gefüllten Beutel bleiben liegen, bis engagierte Strandgänger sie mitnehmen, bis zur nächsten
Mülltonne in Kägsdorf oder Kühlungsborn tragen. Eine Zumutung! Geschieht das nicht, werden die Beutel beim nächsten Sturm in die Ostsee gespült.
Dort entfaltet der Kunststoff seine schädliche Wirkung, genau wie anderer Plastikmüll. Zu Mikroplastik zersetzt gelangt er in die Nahrungskette, schleust Schadstoffe in die Körper von Tieren
und auch dem Menschen. Tiere verenden qualvoll, wenn sie größere Plastikteile für Nahrung halten und schlucken. Angelschnur und alte Fischernetze können zur tödlichen Falle werden, wenn Tiere
sich darin verheddern.
Weltweit, so Schätzungen, befinden sich mehr als 100 Millionen Tonnen Plastikmüll in unseren Meeren. Die Beteiligten des Küstenputzes wissen: Das, was sie bergen, ist ein Tropfen auf den
heißen Stein. „Aber die Aktion setzt ein Zeichen, die Problematik bleibt im Fokus“, findet Riedensee-Rangerin Ute Becker, die den Küstenputz dieses Jahr organisierte und durchführte.
Für die Strandmüllsammler verband sich der Vormittag nicht allein mit der Freude am sinnvollen Tun, sondern auch mit der am warmen spätsommerlichen Wetter. So wurde aus dem Einsatz fast ein
Strandspaziergang. Das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden, das hat sich aufs Beste gefügt, darin waren sich alle einig. Beim nächsten Mal wird mancher wohl wieder dabei sein. Auch Ada.
Allen, die sich beim Müllsammeln am Riedenstrand in diesem Herbst (wieder) eingesetzt haben, an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank!
Er trägt eine Strumpfhose, der kleine Sandregenpfeifer, der aufmerksam am Spülsaum patrouilliert. Jedenfalls sieht es fast so aus. Nur mit dem Fernglas ist es zu erkennen: Das eine Bein ist rot,
das andere schwarzgrün markiert. Ganz oben zwei schmale Ringe, ein silberner und ein weißer. Das Naturschutzgebiet Riedensee zwischen Kühlungsborn und Bastorf ist es, wo der kleine Watvogel
derzeit ganz genau auf seinen Nachwuchs aufpasst, zusammen mit seinem unberingten Partner.
Vier Eier zählte das Gelege. Mehr als drei Wochen gaben die Eltern beim Brüten alles, wechselten sich in ihren Aufgaben ab. Trotzdem ist ihnen am Ende nur ein einziges Küken geblieben, weiß Ute
Becker, Rangerin am Riedensee.
Eltern und Küken sind zwar kaum zu entdecken am Strand, ihr Gefieder verschmilzt mit der Umgebung farblich perfekt. Dennoch lebt es sich gefährlich unter dem wachen Blick der Krähen und der
Spürnase des Fuchses. Der Strand am Riedensee war trotzdem eine gute Wahl für Brut und Aufzucht. Denn hier werden die Vögel nur wenig von Besuchern gestört. Dank der temporären
Strandinseln, die der NABU Mittleres Mecklenburg e.V. nun schon im dritten Jahr errichtete, mit finanzieller und tatkräftiger Unterstützung der Anrainergemeinden Kühlungsborn und
Bastorf.
Dass sich zu den Brutpaaren jetzt auch ein farbberingter Vogel gesellt hat, ist ein Glücksfall. Er erzählt uns spannende Geschichten. Jede Farbcodierung, jede Position am Fuß hat
eine eigene Bedeutung. Mit ihrer Hilfe lässt sich ablesen, woher der Vogel gekommen ist und wann die Beringung vorgenommen wurde - wie alt er also jetzt ist. Aber viel mehr als das. Wurde er im
Winterquartier erspäht, dann wissen wir meist auch, welcher Route er beim Vogelzug gefolgt war. Das bunte Beinkleid ist ein kleiner Reisepass. Er liefert Erkenntnisse, die der
Wissenschaft und dem Naturschutz dienen. Erkenntnisse, um die Sandregenpfeifer noch besser schützen zu können. Denn sie sind vom Aussterben bedroht.
Seit fast drei Jahrzehnten setzt sich Biologe Martin Altemüller im Wasservogelreservat Wallnau auf Fehmarn für bedrohte Wasser- und Watvögel ein. Als Vogelkundler nimmt er Jahr
für Jahr Beringungen vor. Auch den Sandregenpfeifer vom Riedensee hielt er vor zwei Jahren in der Hand, der damals noch ein kleines Küken war. Er verlieh dem Kleinen die individuelle
Farbring-Markierung. Von Schleswig-Holstein bis nach Mecklenburg hat es unseren Vogel also verschlagen. 60 Kilometer Luftlinie trennen das Naturschutzgebiet Riedensee vom
Erbrütungsort am Westermarkelsdorfer Strand auf Fehmarn. Auf direktem Weg ist er aber nicht hierhergelangt. Sandregenpfeifer leben nur gut die Hälfte ihres Lebens an unseren nördlichen Küsten.
Die andere Hälfte, während des Winters, zieht es sie nach Westeuropa, oft an die französische Atlantikküste. Erst im Frühjahr kehren sie zurück. Tausende Reisekilometer liegen dann hinter
ihnen.
In den vergangenen Jahren hatten die Aktiven des NABU schon zwei weitere beringte Sandregenpfeifer am Riedensee gesichtet. „Von ihnen wissen wir, dass sie in den Wintern zuvor nördlich von
Bordeaux waren oder in der
Bretagne“, so Rebecca Kain, die damals schon Rangerin am Riedensee war. Zur erfolgreichen Brut kam es bei diesen Vögeln am Riedensee wohl nicht. Das ist beim derzeitigen Sommergast anders. Und
vielleicht erzählt uns das eine der Elternteile eines Tages auch, wo es seinen Winterurlaub verbringt. Dank seines Beinkleids.
Beobachten oder finden Sie einen beringten Vogel mit Markierung, ist die Beringungszentrale Hiddensee über eine Meldung dankbar. Wichtig sind genaue Angaben zu Position und Farbe und Ringe, gegebenenfalls – bei einem Fund - auch zu Gravuren auf den silbernen Metallmarken.
Beringungszentrale Hiddensee Tel. 0385 58 864 249 oder über die Website der Beringungszentrale
Kühlungsborn/Bastorf
Stand Juni 2024
„Tihp“ tönt es weithin über den Strand während unseres Spaziergangs nahe des Riedensees. Unüberhörbar ist er, dieser Warnruf, kurz, markant, hell. Mit aufmerksamem Blick ist sein Urheber bald entdeckt. Ein zierlicher Vogel, in Ufernähe trippelt er flink entlang. Die kurzen Beine, orange wie der Schnabel, das Federkleid aus dem Farbkasten des Strandes: sandfarbenes Rückengefieder und eine kontrastreiche schwarz-weiße Kopf- und Brustpartie, fast wie die „Feuersteine“ auf dem Strandwall - Der Sandregenpfeifer ist unverkennbar. Bleibt er unvermittelt stehen, haben wir Mühe, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Zwischen Sand und Kieseln ist seine Tarnung perfekt.
Plötzlich ist da ein weiterer. Und noch einer. Etwas kleiner sind die beiden, ihre Färbung blasser, das Gefieder teilweise noch mit flauschigen Dunen durchsetzt. Jungvögel! Auch sie mit schnellen Trippelschritten unterwegs, dann halten sie inne, picken eifrig. Im feuchten Sand finden sie Nahrung, die kleinen Sympathieträger. Die Jungen haben keine allzu große Scheu, trotz der Warnrufe der besorgten Eltern. Lächelnd blickt Rangerin Ute Becker vom Spektiv auf. „Das ist dieses Jahr schon das zweite Paar, das Küken aufzieht“, erzählt sie, „und nicht nur das: Wir beobachten derzeit zwei weitere Gelege, so dass wir auf weiteren Nachwuchs hoffen“.
Damit gibt es im dritten Jahr in Folge Sandregenpfeifer-Nachwuchs am Riedensee. Das ist alles andere als selbstverständlich. Sandregenpfeifer sind in Deutschland vom Aussterben bedroht. Hier wie andernorts haben es die Strandbrüter nicht leicht. Die bedrohliche Nähe von Menschen oder gar Hunden sorgt für Stress. Und wenn es dann doch zur Brut kommt, wird das Gelege allzu leicht zerstört, denn nicht selten liegt es mitten auf dem Strand in einer einfachen Sandmulde. Zwar ist es perfekt getarnt, was dann allerdings dazu führen kann, dass es nicht erkannt und schließlich zertreten wird
Dem Sandregenpfeifer am Riedensee bessere Chancen zu geben, das war eines der Anliegen des NABU-Teams vor Ort. Dort, wo die Brutbedingungen für die Vögel günstig sind, wurden in den vergangenen beiden Jahren Strandbereiche abgezäunt. Jüngst errichteten die Rangerinnen gemeinsam mit ehrenamtlichen Unterstützern des NABU Mittleres Mecklenburg e. V. im Rahmen des „Riedensee“-Projekts zur Gebietsbetreuung im NSG erneut diese temporären „Strandinseln“. Dankenswerterweise beteiligte sich der Bauhof Kühlungsborn auch diesmal am Aufbau, stellte das Material zur Verfügung und führte außerdem die aufwendige Reparatur des Dünenzauns aus. Der war bei den Sturmfluten im vergangenen Winter stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
Der Einsatz aller Beteiligten zahlt sich aus, die Bruterfolge sprechen für sich. Auch die derzeitigen Gelege liegen geschützt im abgezäunten störungsarmen Areal. Die Vögel können sich mit ihren Jungen dorthin zurückziehen. Es ist eine Win-Win-Situation für Mensch und Natur. Besucher können weiterhin den Strand besuchen und im Vorbeigehen unvergessliche Naturerlebnisse mitnehmen. Dass die Strandinseln akzeptiert und nicht betreten werden, dafür sorgen wie auch in den vergangenen Jahren kleine Infotafeln.
Die Arbeit der beiden Rangerinnen Ute Becker und Rebecca Kain trägt ebenfalls dazu bei, die Naturschätze im und um den Riedensee zu bewahren. Mehrmals wöchentlich sind sie im Gebiet, klären Besucher auf, beantworten Fragen, beobachten aufmerksam die Natur und dokumentieren ihre Entwicklung. Rebecca Kain übt diese Aufgabe schon seit fünf Jahren aus. Seit kurzem übernimmt Biologin Ute Becker ebenfalls die Ranger-Aufgaben. Seit drei Jahrzehnten Kühlungsbornerin, war sie von Anbeginn des Riedensee-Projekts mit dabei.
Auf ihren Führungen am Riedensee vermitteln die beiden NABU-Aktiven unter anderem, wie einfallsreich die Natur ist, wenn es um die Besiedlung besonders veränderlicher, Wind und Wellen ausgesetzter Lebensräume geht, welche Geheimnisse sich im Schilf, auf und unter Wasser oder am Spülsaum verbergen. „Denn“, so sind sich die Rangerinnen sicher, „die Schönheit ursprünglicher Natur vermittelt sich den Besuchern am Riedensee zumeist intuitiv. Doch Vieles erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Und letztlich kann man die Natur nur schützen, wenn man begreift, welcher Schatz ihr wirklich innewohnt“.
Die nächste Führung wartet schon. Mit etwas Glück steht dann die Begegnung mit den allerjüngsten Sandregenpfeifern auf dem Programm.
Am 13.01.24 wurden erneut Wasservögel entlang der Küste von Rerik bis Heiligendamm und im NSG Riedensee gezählt. Anlass war die Internationale Winter-Wasservogelzählung, bei der zeitgleich in deutschland-, europa- und weltweit die Vögel an Gewässern gezählt wurden.
Insgesamt wurden 5190 Vögel an der Ostsee und 84 Vögel am überwiegend eisbedecktem Riedensee und der Umgebung gezählt.
Zu verdanken ist die gute Datengrundlage vor allem dem Einsatz zahlreicher ehrenamtlicher Vogelzähler*innen, die an diesem Tag einen wertvollen Beitrag leisteten.
Wir bedanken uns für eure tatkräftige Unterstützung beim Küstenputz am Riedensee!
Zusammen haben wir am Samstag, dem 18.11.23 innerhalb von 3 Stunden ca. 140 kg Müll mit 11 Teilnehmenden gesammelt.
Durch eure Hilfe haben wir die Dünen von viel angespültem Meeresmüll befreit. Auch den Müll an der Küstenlinie haben wir gemeinsam in Angriff genommen. Neben gewöhnlichen Funden wie alten Glas- und Kunststofflaschen, Styroporstücken und Essensverpackungen, haben wir auch eine alte Herdkochplatte gefunden, sowie freigelegte Elektrokabel geborgen.
Einiges davon stammt noch aus DDR-Zeiten und landet nun endlich wirklich im Müll.
Insgesamt war der Küstenputz eine sehr gelungene Veranstaltung, welche nur durch die aktive Hilfsbereitschaft aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer umgesetzt werden konnte.
Wir sagen: Dankeschön!
Tipp: nächster Küstenputz am Riedensee ist am 16.03.2024
Kühlungsborn/Bastorf
Am Samstag, den 14.01.2023 lud Rangerin Rebecca Kain im Naturschutzgebiet Riedensee dazu ein, sie und ihre ehrenamtlichen Kolleg*innen des NABU Mittleres Mecklenburg e.V. bei der alljährlichen Winterwasservogelzählung zu begleiten. Bei einer ca. 1,5-stündigen Strandwanderung wurden mit Fernglas und Spektiv alle rastenden und überwinternden Wasservögel im Gebiet gezählt. Dabei erzählte die Rangerin vom NABU Mittleres Mecklenburg e.V., die das Gebiet bereits seit 2019 betreut, auch allerhand Wissenswertes über die Vögel und das Naturschutzgebiet selbst.
Die internationale Mittwinter-Wasservogelzählung findet seit den 1960er Jahren parallel in zahlreichen Gebieten statt. So auch an den Küsten unseres Bundeslandes. Diese Zählung gilt als besonders bedeutsam, weil sich zu diesem Zeitpunkt die meisten Vögel in ihren Überwinterungsgebieten aufhalten und keine starken Zugbewegungen stattfinden. Sie stellt eine Momentaufnahme dar, die im Vergleich mit den vorangegangenen Jahren, verlässliche Daten zu Wasservogelbeständen und deren Entwicklung liefert. Zu verdanken ist diese gute Datengrundlage vor allem dem Einsatz zahlreicher ehrenamtlicher Vogelzählerinnen und – zähler, die an diesem Tag einen wertvollen Beitrag leisten. Dabei begegnen ihnen unter anderem Eis-, Trauer- und Eiderenten sowie Silber- und Mantelmöwen und auch einige Gänsearten verbringen den vergleichsweise milden Winter hier bei uns.
Zum Frühjahrsputz rief das Ostseebad Kühlungsborn auf. Der NABU Mittleres Mecklenburg e.V. ist diesem Aufruf gefolgt und hat sich mit einer Küstenputzaktion im Naturschutzgebiet "Riedensee" beteiligt. Dabei unterstützt wurden sie von zahlreichen GebietskennerInnen und NaturliebhaberInnen. Mit 24 Menschen wurden beachtliche 140 kg (Meeres-) Müll und anderer Unrat - zum Teil noch aus DDR-Zeiten - aus dem Naturschutzgebiet herausgeholt. Die fachgerechte Entsorgung übernahm der Bauhof der Stadt Kühlungsborn.
Allen helfenden Händen sowie den OrganisatorInnen gilt ein herzlicher Dank!