Interview mit einer Quartierbesitzerin
13.12.2007, Kühlungsborn
Interview mit Frau Meyer, Mieterin eines Hauses in Kühlungsborn, in dessen Dachstuhl Fledermäuse ein Sommerquartier bewohnen.
Möller: Seit wann wissen Sie, dass Sie ihr Haus mit Fledermäusen "teilen"?
Meyer: Wir bemerkten den Sommer über während der Dämmerung oft merkwürdig flatternde Tiere im Garten, die aber keine Ähnlichkeit mit Vögeln haben. Auch fanden wir komische Kötel im Garten, die allenfalls an Mäusekot erinnern - Mäuse haben wir jedoch definitiv nicht! Wir vermuteten dann, dass die nächtlichen Flatterer Fledermäuse sein müssten. Der Flug der Tiere, wenn sie jagen, hat uns fasziniert - deshalb wollten wir Gewissheit haben und haben uns fachkundige Unterstützung geholt. Nun, da wir wissen, dass Fledermäuse in unserem Haus wohnen, sind wir sogar ein bisschen stolz!
Möller: Wo genau befindet sich denn das Fledermausquartier? Bereiten die Fledermäuse Ihnen Probleme?
Meyer: Nein, gar nicht. Die Fledermäuse fliegen an der Giebelseite des Hauses in den Bereich des Dachstuhls. Ein Dachbalken sitzt nämlich nicht ganz gerade und lässt einen ca. 2cm hohen und einige Zentimeter breiten Spalt frei, durch den die Fledermäuse ins Innere gelangen. Sie hängen dann zwischen den äußeren Balken und der Wärmedämmung. Aus Neugier habe ich mal einen Blick ins Quartier geworfen: Weder das Holz noch die Wärmedämmung nehmen Schaden durch die Fledermäuse. Sie machen sich eigentlich nur durch ein "Zwitschern" bemerkbar.
Möller: Dieses Zwitschern stellt Soziallaute dar, mit denen die Tiere untereinander kommunizieren, z.B. wenn es um den begehrtesten Schlafplatz geht...
Meyer: Faszinierende Geräusche!
Möller: Wie machen sich die Fledermäuse sonst noch bemerkbar?
Meyer: Nur durch ihr Fliegen, wenn sie im Sommer abends jagen. Davon abgesehen sind die Fledermäuse sehr zurückgezogen und unscheinbar lebende Tiere. Von Zeit zu Zeit fege ich die Balken ab, auf denen sich immer ein bisschen Kot ansammelt. Aber im Gegensatz zu meiner Hündin sind das ganz reinliche "Haustiere"!
Möller: Wir haben vorhin bemerkt, dass Sie in Ihrem Garten einen kleinen, idyllischen Teich haben. Wie war es denn im Sommer mit Insekten, insbesondere Mücken? Die findet man ja gehäuft in der Nähe von Gewässern, weil sie ihre Eier darin ablegen...
Meyer: Nein, Mücken hatten wir gar keine! Da haben unsere Fledermäuse wohl ganze Arbeit geleistet. Fressen sie wirklich so viele Insekten?
Möller: Ja, das ist die alleinige Nahrungsquelle der einheimischen Fledermausarten. Pro Nacht kann eine Fledermaus bis zu 4000 Mücken verspeisen!
Dürfen die Tiere denn weiterhin bei Ihnen wohnen?
Meyer: Ja, natürlich. Wir freuen uns schon wieder auf unsere heimlichen Untermieter und hoffen, dass sie im Frühling wieder zurückkehren.
Ausgezeichnete Quartiere
Auch der Besitzer des Museumshofes in Steffenshagen hat an seiner Hofwerkstatt mehrere Fledermauskästen angebracht. Auch die restaurierte Mühle bietet den lautlosen Besuchern verschiedene Versteckmöglichkeiten. Die Quartiere sind gut zugänglich für die Tiere und dennoch sind die Holzkonstruktionen so unauffällig gehalten, dass man wissen muss, wonach man sucht!
Der Besitzer des Künstlerateliers in Groß Grenz hat besonderen Wert darauf gelegt, den Fledermausunterschlupf funktionstüchtig zu gestalten und hat trotzdem an seine Hausansicht gedacht. Der Einflug befindet sich im Giebelbereich, der eigentliche Kasten hängt innwandig im Atelier und verschwindet optisch durch eine farblich angepasste Verkleidung. Weitere Fledermauskästen sind geplant…
Das Infozentrum „Wald und Moor“ in Neuheide, Ribnitz-Damgarten, beheimatet die Kinderstube zweier Fledermausarten. Eine davon, die sogenannte Zweifarbfledermaus, ist sogar sehr selten! Die nächtlichen Besucher bewohnen hier einen Dachboden, in dem sie es sich an den Holzbalken hängend gemütlich machen.
Auch in Neetzka haben die Flattermänner ein Zuhause gefunden! Verschiedene Kästen, die im Garten an Bäumen, am Schuppen und am Wohnhaus angebracht wurden, bieten den kleinen Fliegern eine Möglichkeit zum „Übertagen“. Der am Giebel angebrachte Flachkasten Marke Eigenbau wurde bereits bezogen und verzeichnet steigende Einwohnerzahlen…
In Pölchow an der Warnow finden auch Fledermäuse einen geeigneten Lebensraum. Dem langjährigen Engagement dieses Hausbesitzers verdanken die nächtlichen Kobolde einige Versteckmöglichkeiten. Auch die Nachbarn konnten im Sommern dem faszinierenden Spektakel zusehen, wenn ca. 40 Fledermäuse ausfliegen, um auf Mückenjagd zu gehen!
Zwei Fledermausarten bewohnen einen Dachboden in Klüssendorf. Die Artzugehörigkeit muss noch geklärt werden, fest steht aber schon, dass die eleganten Flieger sich auch weiterhin das Gebäude mit den Besitzern teilen dürfen. Für diese Offenheit den Tieren gegenüber, die bereits in Faszination und Bewunderung ausschlägt, gab es als Auszeichnung eine Fledermaus-Plakette!
In Behnkenhagen konnten gleich 2 Häuser mit einer Plakette ausgezeichnet werden! In dem einen Gebäude haben sie sogar das „Vorrecht“, denn sie waren schon vor den jetzigen Besitzern da. Etwa 40 Kobolde huschen im Sommer unter der Holzfassade hervor und dürfen sich
noch auf ein zukünftiges Winterquartier freuen. Auch an dem 2. Haus sind weitere Fledermausverstecke geplant, als Geburtstagsgeschenk! Ein Einbaustein ist dort bereits bezogen, ebenso ein Unterschlupf im Traufbereich.
Auch auf der Insel Rügen gibt es Fledermaus-Freunde. So hat der Eigentümer der Firma lfz ein Fledermausquartier trotz Sanierungsmaßnahmen erhalten und geht mit guten Beispiel voran. Die Mückenfledermäuse - beachtliche 1000 Stück! - dürfen wie schon seit 9 Jahren unter der Attika, die das gesamte Bürogebäude umgibt, Platz nehmen. Durch ihre Heimlichkeit machen sie sich nicht bemerkbar...
Ein Wochenstubenquartier für bis zu 300 Mückenfledermäusen erhalten Petra und Patrick Folkersma im Dachstuhl ihres Ferienhauses "Lierlütt" in Teßmannsdorf.
Darüber hinaus haben die stolzen Besitzer dieses Jungenaufzuchtsquartiers auch gleich auf ihrem Grundstück in einem erdüberlagerten Keller Hangsteine für Fledermäuse als Nutzung im Winter aufgehängt.