Der Wettbewerb „Naturnaher Kleingarten“ wurde 2003 ins Leben gerufen. Seitdem rufen der Rostocker Verband der Gartenfreunde, die Hansestadt Rostock und der NABU Kreisverband Mittleres Mecklenburg alle zwei Jahre zur Teilnahme auf.
Kleingärten aus den 154 Kleingartenanlagen des Rostocker Kleingartenverbandes, denen es am besten gelingt, die kleingärtnerische Nutzung im Sinne des Bundeskleingartengesetzes mit dem Bundesnaturschutzgesetz in Einklang zu bringen, werden ausgezeichnet.
Die Gärten werden nach ihrem Gesamteindruck und Versieglungsgrad aber auch nach ökologischer Bauweise und Begrünung der Lauben beurteilt.
Aspekte des umweltgerechten Gärtnerns wie der Gemüseanbau in Mischkultur, sinnvolle Fruchtfolgen oder der Verzicht auf chemische Düngung sind wichtige Kriterien. Im Sinne der Unterstützung von Natur- und Artenschutz wird zum Beispiel die Nützlingsförderung durch nektarreiche Blütengehölze, das Anlegen von Insektenhotels oder Feuchtbiotopen beurteilt.
Jeder teilnehmende Kleingarten, der nach den Bewertungskriterien eine Mindestpunktzahl erreicht, erhält eine Urkunde mit dem Prädikat „Naturnaher Kleingarten“. Die drei besten Kleingärten werden in einer festlichen Veranstaltung zusätzlich mit einer Geldprämie ausgezeichnet.
Es muss nicht immer der kurz geschnittene Rasen sein oder die Koniferenhecke, die Sonnenbader auf einer riesigen Terrasse vor unerwünschten Blicken schützt. Einheimische Tiere verirren sich hier eher selten hin. Öfter sind sie hingegen in Mischkulturen zu finden. Ein wilder Dschungel aus unterschiedlichen Pflanzenarten, in den Obstbäumen hängt ein Blumentopf, der zu einem Unterschlupf für die blattlausfressenden Ohrwürmer umfunktioniert wurde, in einem anderen Baum nistet ein Singvogelpärchen in einem Vogelhäuschen – diese Idylle gefiel auch der Jury des diesjährigen Wettbewerbs „Naturnaher Kleingarten“.17 Gärten in Rostock wurden von Vertretern des Verbandes der Gartenfreunde e. V., des Grünamtes und des NABU Mittleres Mecklenburg bewertet. Zum fünften Mal seit 2003 hatten sie den Wettbewerb ausgerufen.
Im Sommer war die Jury mit einer langen Kriterienliste in den Kleingartenanlagen angerückt. Punkten konnten die Schrebergärtner nicht nur durch das umweltgerechten Gärtnern mit Mischkulturen und die Unterstützung von Natur- und Artenschutz durch Schaffung von Unterschlupfmöglichkeiten für heimische Tierarten, sondern auch mit dem Verzicht auf chemischen Dünger und einer umweltgerechten Abwasserentsorgung.
Nun wurden die besten Gärten prämiert. Wegen der besonders hohen Qualität der vorderen Platzierten wurden in diesem Jahr neben Sieger und Zweitplatzierten erstmalig drei 3. Plätze vergeben.
Der Schirmherr des Wettbewerbs Senator für Bau und Umwelt Holger Matthäus lobte in seiner Festrede das außergewöhnliche Engagement der Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim bewussten Umgang mit der
Natur. „Ökogärtnerinnen und -gärtner lassen ganz bewusst Mutter Natur im Kleingarten mitarbeiten. Das macht nicht nur Spaß, sondern schärft auch alle Sinne.“
Die Vorsitzende des NABU Mittleres Mecklenburg Maria John bedankte sich für das Engagement auf dem Gebiet und bewunderte die Leistung und das Wissen der ausgezeichneten Kleingärtner. „Die Begehungen haben mir viel Freude bereitet“, sagte sie in ihrer Begrüßung anlässlich der Preisvergabe.
Björn Russow von der NABU-Fachgruppe Geobotanik stellte im Rahmen dieser Veranstaltung ein neues Projekt „Erhaltungskulturen gefährdeter Pflanzenarten“ vor, das derzeit bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt beantragt wird. Darin geht es um die Kultivierung und Sicherung von vom Aussterben bedrohter Arten. Der Botaniker sprach von einer „Intensivmedizin für Pflanzen“ und bat die Kleingärtner bei der Nachzucht der Pflanzen um Zusammenarbeit.
Kleingärten leisten in Rostock nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz, sondern haben auch weiterhin eine sehr wichtige Bedeutung als Erholungsfaktor. Innerstädtisch sind sie Biotope
und mikroklimatische Frischluftzellen, am Stadtrand ein seichter Übergang in das natürliche Stadtumfeld. Und unersetzlich sind die fast 16.000 Kleingärten als soziokulturelle Bereicherung der
Stadtgesellschaft.
Eine kleine Renaissance erlebt die Idee des Kleingärtnerns in Rostock zurzeit nicht nur im Verband der Kleingartenfreunde, sondern auch bei anderen Initiativen wie den Interkulturellen Gärten
oder Nachbargärten.
die Universität Rostock über das Projekt „Erhaltungskulturen gefährdeter Pflanzenarten“
NABU MM, Pressestelle Rathaus | 7.09.2013